„Heimkehr nach Fukushima“
Der Architekt Paul Neuhaus, frisch verlassen, erhält eine Einladung von seinen alten Freunden Ken-Ichi und Mitsuko. Der Bürgermeister eines Dorfes nahe beim Unglücksmeiler von Fukushima, Mitsuos Onkel, bittet den Architekten aus Europa, ihn zu besuchen. Die Regierung wünscht die Rückbesiedlung, aber die Menschen haben Angst. Der Bürgermeister will Neuhaus für eine Künstlerkolonie gewinnen, um ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. Aus der Recherche im verstrahlten Gebiet wird eine Liebesgeschichte. Sie stellt die Frage, was es bedeutet, wenn Menschen ihre Grenzen überschreiten, in einen ungewohnten Zusammenhang. Könnte es sein, daß wir im Zentrum der Gefahr der Wahrheit über uns selbst nähner kommen, als sich mit unserem Sicherheitsbedürfnis verträgt?
September 2018, Verlag C.H.Beck, München
„Der weiße Freitag“
Es ist Muschgs wohl persönlichstes Buch geworden, und durch den ruhigen Ton, mit dem er auf seinen Tod zugeht und hinschreibt, durch die elegante Komposition und den frischen Blick auf den Dichterfürsten, der ihm vorangegangen ist ( in merhfacher Hinsicht) auch eines seiner schönsten: „Mit dem Sterben beginnt ein unbekanntes (Leben). Warum darf es kein Abenteuer sein? Es gehört zu den wenigen, für die man alt sein darf, und dankbar, dass man es werden durfte. Den Weg, den du jetzt gehst, gehen alle, aber du zum ersten Mal.“
Georg Patzer, in dem „Badisches Tagblatt“
Februar 2017, Verlag C.H.Beck, München
„Die Japanische Tasche“
Schöner wurde ein Irrgarten selten gezeichnet; beglückter war man kaum einmal, da man von so vielem doch nur so wenig und darum doch fast alles verstand; und lange nicht mehr hat man sich von einer Geschichte, in der die Seelen der Menschen ähnlich durchsichtig wurden und doch verschattet blieben, solcherart hinreissen lassen.
Roman Bucheli, in der „Neuer Zürcher Zeitung“
September 2015, Verlag C.H.Beck, München
Statt eines Klappentexts „Löwenstern“
Adolf Muschg erzählt die Geschichte eines Textes, der ihm, unmittelbar nach den japanischen Katastrophen im März 2011, in Estland in die Hände gespielt wurde. Er kam bei der Renovation eines Stalles auf dem ehemals Löwensternschen Gut Rasik (heute Raasiku) zum Vorschein und behandelt das Lebensschicksal des ehemaligen Besitzers Hermann Ludwig von Löwenstern (1777-1836). Als junger Seeoffizier begleitete er, mit dem persönlichen Segen Goethes, die erste russische Weltumsegelung seines baltischen Landsmanns Johann Adam von Krusenstern, die mit der Absicht verbunden war, zugleich die erste Gesandtschaft des Zaren in Japan zu plazieren, das sich seit zweihundert Jahren gegen die Außenwelt fast ganz verschlossen hatte. Löwensterns unzensiertes Tagebuch über den Fehlschlag dieses Versuchs ist bereits bekannt; der unerwartete Fund Muschgs hat dazu eine bisher verborgene Fortsetzung zu bieten, die den historischen Rahmen des 19. Jahrhunderts deutlich sprengt.
Die Schlüsselerzählung ist diejenige einer zweijährigen Gefangenschaft, die der nächsten russischen Expedition unter Kapitän Golownin in Japan geblüht hat. Sie wird für Löwenstern, der das Land kaum betreten hat, zum Ausgangpunkt einer indiskreten und nun erst lebensgefährlichen Reise in die Abgründe der eigenen Person. Was als briefliche Rechenschaft an einen hochgestellten Gönner beginnt, endet in einer Isolierstation, deren Einrichtung dem Leser – und besonders der Leserin – immer bekannter vorkommen dürfte. Wir befinden uns im Irrenhaus der modernen Geschichte, zu dessen Krankheitsbildern die Xenophie ebenso gehört wie die Verklärung des Fremden und Exotischen. Das beginnt beim kolonialen Syndrom und hört bei den Projektionen des Geschlechts und beim Schattenboxen mit eingebildeten Feinden noch immer nicht auf. Gegen alle Hoffnung läuft das japanesische Lebensabenteuer des ehemaligen Marineoffiziers auf eine passionierte Liebesgeschichte hinaus: wer sich gegen den allgemeinen Wahnsinn gar nicht mehr zu helfen weiß, dem verschreibt Löwenstern eine Folie à deux. Ob die Kur bei ihm selbst angeschlagen hat, läßt sein Text offen; doch zeigen sich – im Spiegel Japans – doch immer wieder Anfänge zu einer wirklich andern Welt
September 2012, Verlag C.H. Beck, München
Adolf Muschg „Im Erlebensfall“ Essays 2000-2013
Kulturelles Gedächtnis und digitale Revolution, das Nachleben mythischer Verstrickungen in Kunst und Zivilisation, menschliche Endlichkeit und Konsumgesellschaft, Europa und das Finanzkapital, und immer wieder: die Grenze als kritische Größe des guten Lebens – das sind Themen von A.M.s Vorträgen und Essays, die aus Anlass seines achtzigsten Geburtstages in diesem Band versammelt sind. „Statt eines Vorworts“ beginnt er mit einer sprachlichen Rekonstruktion der „Spinnerinnen“ von Velázquez. Das rätselhafte Meisterwerk des spanischen Malers thematisiert den Ursprung der Webkunst – auch der Verfertigung von Texten. Der rote Faden, den der Autor entwickelt, führt allerdings nicht aus dem Labyrinth der Kunst heraus, sondern auf rechte Art hinein. Er gibt zu verstehen, daß die Ränder menschlicher Existenz und ihr Zentrum nicht zweierlei sind. Worauf es ankommt, ist die Erfahrung des Wegs.
Februar 2014, Verlag C.H.Beck, München